Finanzkrise - was heißt das denn genau?

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nicita
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Finanzkrise - was heißt das denn genau?

Beitrag von nicita » 14.10.2008, 08:47

Derzeit ist sie in aller Munde, doch was ist sie genau, die Finanz- und Bankenkrise???

Was bedeutet es, dass Staaten Milliarden-Summen zuschießen, und die Aktienkurse wieder steigen? Wo landet letztlich dieses Geld, das - so vermute ich mal - aus den Taschen der kleinen Leute stammt? :roll:

Vielleicht kann mir Dummerle das ja mal jemand genauer erklären?!

LG
nicita

gnadenlos
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Beitrag von gnadenlos » 14.10.2008, 22:35

Wir haben eine Kapitalmarktkrise, der man den dehnbaren Begriff Finanzmarktkrise verpasst hat. Zum Finanzmarkt gehört m.E. aber auch der Geldmarkt, aber eine Geldmarktkrise (Geldknappheit) haben wir nicht. Die Kapitalmarktkrise hat eine Bankenkrise ausgelöst, die wiederrum weitere Krisen (z.B. eine Wirtschaftskrise) auslöst bzw. auslösen kann.

Wie kommt es zu einer Kapitalmarktkrise? Kurz und knackig: Wenn Verbindlichkeiten nicht mehr erfüllt werden wollen, weil ein Hansel bemerkt hat, dass dahinter keine oder nur ungenügend Realwerte (Sicherheiten) stehen. Deswegen spricht man von einer "Kreditblase". Er bekommt kalte Füße, zieht sein Kapital möglichst kostendeckend, gerne auch gewinnbringend ab. Nun merken immer mehr Hansel, dass der erste Hansel recht hat und tun es ihm gleich. Die Lücke im vormals immer breiter werdenden Kreis wird immer größer - bis sie nicht mehr geschlossen werden kann. Schließlich will keiner der im Kreis tätigen auf Gewinn oder einen Teil seines eingesetzten Kapitals verzichten. Jene die mit der Verbindlichkeit am Zuge sind, können diese nicht mehr bedienen. Weil sie keinen Kredit mehr bekommen können, da das Kapital von den Hansels - völlig zu recht - abgezogen wurde. Das System bricht zusammen.

Einzelbeispiele taugen nur wenig zur Veranschaulichung, da das System sehr komplex ist und die Verknüpfungen sehr weitreichend sind. Sehr gut erklären konnten immer die Rothschilds:
Die wenigen die das System verstehen, werden so sehr an ihrem persönlichen Profit interessiert sein, oder so abhängig sein von der Gunst des Systems, dass aus dieser Klasse nie eine Opposition kommen wird. Die grosse Masse der Leute aber, mental unfähig diese riesigen Fortschritte zu verstehen, wird seine Last ohne zu klagen auf den Schultern tragen.
Diese Erklärung macht verständlich, weshalb man nach der Kapitalmarktkrise 2004 in Japan nicht in anderen Ländern reagiert hat.

Der wohl bekannteste Satz von einem der Rothschilds:
Ihr Geld ist nicht weg, mein Freund, es hat nur ein anderer.
Gruß
gnadenlos

nicita
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Ok, soweit konnte ich das ja erfassen...

Beitrag von nicita » 14.10.2008, 23:35

Vielen Dank!

Aber im Klartext für mich Dummerle :) Ein paar haben ihr Vermögen gerettet, und die anderen schauen in die Röhre. Und dann springen die Staaten ein, damit die, die in die Röhre schauen, nicht mehr in die Röhre schauen müssen. Die Aktienkurse steigen wieder. Es wird vielleicht sogar Gewinn gemacht, bzw. in den letzten zwei Tagen haben sich vielleicht ein paar mal wieder die Taschen voll gemacht, weil sie bspw. Aktien, die im Keller waren gekauft, und heute wieder verkauft haben. :roll:
Natürlich denkt dieser Glückspilz nicht daran, dass dieses Geld eigentlich gar nicht ihm gehört, weil dies ja nur möglich war, weil viele Staaten sich verbürgt, oder sogar was reingeschossen haben. Die Zeche zahlt der, der gar keine Aktien hat. Oder sehe ich das falsch???

Und im Kontext betrachtet, richten wir doch mal unser Augenmerk auf die Umstände im eigenen Lande. Oder besser noch.. schauen wir mal, wieviele Menschen weltweit hungern. :roll: Was ist die Moral dabei, bzw. spielt diese überhaupt irgendeine Rolle?

Mir erschließt sich das nicht! Warum wäre es denn so dramatisch, diese Krise zuzulassen? Wäre das nicht vielleicht auch ein Lernprozess, eine Läuterung, angesichts der Umstände? Gäbe es aus dieser Krise keinen anderen Weg? Könnte man nicht vielleicht sogar viel mehr erreichen, wenn man dieses Geld, oder auch Bürgschaften, anders einsetzen würde? Fragen über Fragen :)

LG
nicita

gnadenlos
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Beitrag von gnadenlos » 15.10.2008, 21:21

Grundsätzlich sind Aktien und festverzinsliche Wertpapiere nichts was man verteufeln müsste. Gelogen und betrogen wird zwar auch dort, aber nicht mehr als bei manchen Gebrauchtwagenhändlern oder bei Karl Napp in der Kneipe. Unternehmensaktien sind sogar genau das, was der kleine Mann (z.B. der Oskar) ständig fordert. Nämlich eine Unternehmensbeteiligung. Da gibt es nicht nur Gewinne, sondern eben auch Verlustbeteiligungen. Letzteres verschweigt der kleine Oskar gerne.

Abgesehen vom Schindluder, welches man mit "ordentlichen" Wertpapieren betreiben kann, gibt es eine Menge von Abarten. "Derivate" dürfte ein Begriff sein. Das ist das Zocken in Reinkultur. Wohin gehen welche Preise, steigen oder fallen die Zinsen, wie wird das Wetter, hat Osama Bin Laden Husten oder Durchfall? Wenn "ordentliche" Papiere schon schwierig zu überblicken sind, deren Systeme einiges an Kopfarbeit abverlangen, so sind Devirate ab einem gewissen Punkt nicht mehr durchschaubar. Wer sie durchschaut, handelt zwangsläufig nach Rothschilds o.a. Zitat.

Der Normalverbraucher ist kaum in der Lage, Gut und Böse zu unterscheiden und wirft alles in einen Topf. Das größere Problem ist, dass Gut und Böse inzwischen derart miteinander verstrickt sind, so dass man das Böse nicht einfach ausknipsen kann wie das Licht. Ein exemplarisches Beispiel hierfür ist die HRE. Nicht sie, sondern Ihre Tochter Depfa in Irland beteiligte sich an (in Deutschland verbotenen) Zockergeschäften. Sie hatte sich verzockt und konnte "Verträge" gegenüber ihrer Mutter nicht mehr erfüllen.

Ehe ich auf die Kernfrage zurück komme, noch eine kleine Anmerkung: Es ist ein Irrglaube, dass im Großen und Ganzen dieser Finanzgeschäfte nur einige Wenige mächtig absahnen, während die Mehrheit - die kleinen Männer - leer ausgehen oder sogar dafür bezahlen müssen. Etwa die Hälfte dieses Kapitals ist "Strohgeld" (Zahlungen, Gewinne und Verluste von mir an mich). Der mit Abstand größte Absahner bei Finanzgeschäften jeglicher Art ist stets der Staat.

Damit wäre ich bei der Kernfrage angelangt: Warum springt hier der Staat ein - und was geschieht mit diesem Geld?

Sicher könnte man ein Exempel statuieren und die eine oder andere Bank an die Wand fahren lassen. Die Verstrickungen, besser gesagt Abhängigkeiten, in der aktuellen Krise sind aber so tiefgreifend, dass die Insolvenz eines Staatsfinanzierers (z.B. HRE) ein Schuss ins eigene Knie wäre. Der Finanzkreislauf käme zum völligen Stillstand, inkl. Geldentwertung und Staatspleite. "Gewinner" wären die, die echtes Vermögen haben.

Der Staat hat mitgezockt und geht selbstverständlich in die Haftung. Ganz uneigennützig macht er das jedoch nicht. Schließlich wird er sein Sicherungskapital nicht noch einmal verzocken wollen. Wenn er gut ist, wird er sich Stück für Stück alles - und noch mehr - zurück holen. Es ist zudem die einzige Möglichkeit, eine Staatspleite zu verhindern.

Ob das gelingt, hängt entscheidend von der weiteren Vorgehensweise und den künftigen Regelungen des Kapitalmarktes ab. Ob man Finanzblasengeschäfte langsam aber sicher verbietet oder erheblich, von der Wirtschaft getrennt, einschränkt, ist mir persönlich egal. Im Moment sieht es aber nicht danach aus, als ob eine Frau Merkel dieses Problem wirklich begriffen hätte. Wenn ich schon lese, dass Banken künftig ihre Wertpapiere mit dem Durchschnittwert (statt dem Tageswert) bilanzieren sollen, könnte ich gerade den Teerkocher anwerfen.

Warten wir ab, wie die Regierung das Problem lösen will. Wenn sie sich so dämlich anstellt wie bisher, dann hilft nur teeren, federn und aus dem Land knüppeln. Das meine ich ganz ernsthaft.

Gruß
gnadenlos

Sonnerl
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Beitrag von Sonnerl » 17.10.2008, 20:10

Ich sehe das mal so - und eigentlich passt es nicht hierher, da alles, was wir hier ablassen unwissenschaftlich, spekulativ und nur persönliche Meinungen sind, auch wenn wir uns noch so bemühen.

Sei's drum!
Meiner Meinung spult hinter den Kulissen ein gigantischer Machtkampf der Gigareichen und Machtbesessenen ab.
Geldmarkt und Immobilienmarkt sind ausgelutscht, Kleinanleger sind ausgebeutet. Da lassen sich nur noch Penuts verdienen.
Stellt sich die Frage, wie komme ich "Hai" an noch mehr Geld und somit Macht.
Frage: Wo gibt es noch "freies" Kapital.
Antwort: Staatsgeld/Steuergeld.
Frage: Wie zwinge ich abhängig gemachte Politiker aller Nationen dazu Steuergelder rauszurücken.
Antwort: Ich inszeniere eine Krise und provoziere eine Rettungsaktion der Politik.

Gruß Sonnerl

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Beitrag von gnadenlos » 18.10.2008, 08:05

Es mag sein, dass der eine oder andere Kleinanleger Verluste realisieren musste. Hierbei muss man aber das Warum hinterfragen. Wenn man dann ehrlich antwortet, ergibt sich schon wieder ein ganz anderes Bild.

Gruß
gnadenlos

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