Flugling

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Sonnerl
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Flugling

Beitrag von Sonnerl » 19.02.2011, 16:11

Hai Obi,

ganz großes Lob von mir! Respekt, Hut ab, stell dich mir tiefverneigt vor.... :D
Im Ernst - freut mich wirklich sehr, was sich quasi aus dem Anfangsbeitrag so entwickelt hat...
Ich darf dir einen Tip :idea: geben bezüglich der Schwarmunterdrückung, falls du ihn noch nicht kennst :?:

Die Methode nennt sich "Flugling". Dabei wird das Schwarmverhalten der Bienen nicht unterdrückt. Zur Schwarmzeit stellst du ca. 20 - 50 m entfernt von deinen Beuten einen oder 2 Beuten auf. Am Besten du hängst 1 oder 2 fertig ausgebaute Rähmchen hinein und ein paar Rähmchen mit nicht ausgebauten Waben. In den Ausgebauten Rähmchen darf ruhig ein bisserl Honig sein. Achte darauf, wenn möglich, daß ein Baum zwischen der Schwarmbeute und der leeren Beute liegt, da sich ein abgehender Schwarm fast immer erst mal nach dem Ausschwärmen eine Zwischenstation sucht und sich dort sammelt. Von dort suchen die Spurbienen eine geeignete Behausung. Es müsste schon mit dem Teufel zugehen, wenn der Schwarm dein "Angebot" nicht findet oder ablehnt. Das Flugloch solltest du auf ein Viertel zu machen - verengen. Spät Abends das Flugloch verschließen und die Beute dann dahin tragen, wo er zukünftig stehen soll. (Flugloch wieder öffnen nicht vergessen). Bei mir hat es immer funktioniert!

Noch ein Tip! Schwarm fangen!
Ein Imker sollte vor der Schwarmzeit immer ein oder mehrere Schuhkartons vorbereitet haben, die er immer schnell zur Hand hat, sollte dir ein Schwarm abhauen...
Denn Deckel klebst du mit einem Klebeband zu. In den Deckel stichst du viele kleine Luftlöcher. An einer Seite schneidest du ein Klappe ca. 3 x 3 cm, die du aber wieder verschließen und zukleben kannst. In die Schachtel legst du ein Stückchen Wabe, am Besten mit ein wenig Honig. Wenn dir ein Schwarm abhaut und du hast keinen Flugling gemacht, stellst du die Schachtel in den Baumschatten, den der Schwarm als Station benützt. Auch hier gilt, daß der Schwarm mit ziemlicher Sicherheit dein Angebot annehmen wird. Ach ja, die Schuhkartons, oder was auch immer du verwendest gut auslüften...nicht daß sie noch stark nach Leder stinken.
Zieht der Schwarm ein, laß dir Zeit! Warte bis abends 20.00 Uhr, besser 21.00 Uhr, je nach Wetter (Bienen schwärmen in der Regel ja nur bei schönem trockenem Wetter) bis auch wirklich die letzte Schwarmbiene eingezogen ist, verklebe das Flugloch und stell dann die Schachtel am Besten in einen kühlen Keller. Am nächsten oder übernächsten Tag schlägst du den Schwarm in eine vorbereitete Beute ein. Dabei wirst du sehen, daß die Bienen schon kräftig zu Bauen begonnen haben. Eine Nacht solltest du unbedingt warten, aber nicht mehr wie zwei.

Und noch ein rechtlicher Tip, für den ich leider keine Quelle zur Hand habe - vielleicht kann Knurro da helfen?
Sollte sich ein Schwarm auf einem Nachbargrundstück niederlassen, so hat der Imker das Recht, dieses Grundstück zum Zwecke des "Schwarmfangens" zu betreten. Du brauchst kein Einverständnis des Grundstückseigentümers - welches er aber in der Regel immer erteilen wird. Aber es gibt halt oft, gerade unter Nachbarn Deppen....
Das zählt nicht als Hausfriedensbruch....ist irgendso ein altes Sondergesetz.

Nochwas: Melde dich bei deiner örtlichen Feuerwehr und laß dich dort registrieren. Oft rufen die Leute, bei denen ein Schwarm Station macht völlig aufgelöst und voller Panik an und bitten um Rettung vor dem grausigen Schwarm-Monster. Die Feuerwehr beseitigt natürlich den Schwarm nicht und kommt auch nicht, wird dich aber anrufen und bescheid geben.
Ich habe mal einen Schwarm so gefangen, der sich in einem Fliederstrauch eingenistet hatte, zum Glück auf einem relativ dünnem Ast. Vorbereitete Schachtel unter den Ast, ein/zwei kräftige Handkantenschläge auf den Ast und der Großteil des Schwarms war in die Kiste gefallen. Allerdings sind die Bienen wieder ausgezogen. Warum? Weil die Königin nicht mit dabei war. Beim zweiten Versuch hat es dann geklappt! Wie gesagt - bis Abends warten, Kiste zu und ab nach Hause....Hilfreich ist es, wenn du einen Federwisch dabei hast. Damit kannst du die Bienen oder auch die Königin vorsichtig in die Kiste "wischen", wenn sie sich hartnäckig an den Ast klammern.
Bei der Aktion hatte ich natürlich das "Gschau" der Leute...es war ein sehr heißer Tag und ich vollzog die Arbeit mit freiem Oberkörper, während die kreidebleiche Mamma und der ängstliche Papa ihr Kinder engumklammernd hinter der geschlossenen Terassentür mein Tun beobachteten 8) :lol: Ich wurde nicht einmal gestochen. Schwarmbienen stechen nicht, und wenn doch nur aus Versehen...Man kann natürlich auch kräftig mit der Imkerpfeife rumrauchen...das macht auch Eindruck und erfüllt das Klischee. :lol:
Nebenbei kann man natürlich bei den Leuten "Aufklärungsarbeit" leisten...kommt auch immer gut an!

Jetzt ist die Zeit, da solltest/kannst du dir die Schuhkartons und Fluglinge für den Fall der Fälle vorbereiten - und bei einem Hühnerhof-Bauern einen Federwisch besorgen. Kauf ihm nebenbei ein paar Eier ab, dann wirst du sehr wahrscheinlich den Federwisch geschenkt bekommen. Wenn Schwarmzeit ist, bist du Froh, wenn diese Arbeit getan ist! :wink:

Ich wünsche dir ein Minimum an Verlusten, ein Maximum an Freude und mindestens einen Zentner Honig pro Beute!

LG
Sonnerl

PS: Im übrigen, nebenbei bemerkt kommt das Abgehen eines Schwarmes einem kleinen Naturschauspiel gleich. Es ist wirklich sehr beeindruckend. Die Bienen fließen quasi einem Wasserfall gleich aus dem Flugloch und stürzen praktisch erstmal zu Boden, bevor sie abziehen...sowas muß man wirklich mal gesehen haben...

Sonnerl
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Re: Flugling

Beitrag von Sonnerl » 19.02.2011, 16:23

Sollte eigentlich in den Bienenbeitrag - hab ich wohl im Eifer des Gefechts danebengeklickt... :shock: :oops:

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obi11
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Re: Flugling

Beitrag von obi11 » 20.02.2011, 19:37

Hallo sonnerl,
danke für die detaillierte Anleitung! Schwarmverhinderung steht bei mir eh nicht oben auf dem Programm, denn es entspricht nicht der Natur und dem Bedürfnis der Bienen. Was die Nachbarn dazu sagen bleibt abzuwarten ;) aber ich denke ein Glas Honig wird die Gemüter schon beruhigen.
Auch für die Ertragswünsche sag ich danke und mit dem Magazin sicher realistisch, mit der Warré-Beute wohl eher illusorisch. Hier in Berlin kann ich sie sicher einsetzen, denn hier stehen die Beuten mitten in einer Kleingartenanlage und in der Nähe gibt’s ausreichend Linde und ähnliches. Wenns mit Warré klappt lagere ich die Segeberger ins konservative Oberfranken aus, wenn mir der örtliche Imkerverein Infos über Trachtverhältnisse und Imker in der Nachbarschaft verrät ;) und ich mir ne stabile Dachkonstruktion gegen Dachlawinen ausgedacht habe.

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