Presseclub, Thema: "Ich habe Hunger!"

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Baby
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Re: Also ich finde man sollte angesichts der Tatsachen

Beitrag von Baby » 23.06.2008, 07:08

Knurro_Knurreck hat geschrieben:
nicita hat geschrieben: die Augen nicht verschließen.
Es ging bei den vorigen Beiträgen ja nicht darum, die Augen zu verschließen und es hat sich auch niemand gegen die Hilfe für wirklich bedürftige Kinder ausgesprochen, sondern es ging darum auf welche Weise das Problem angegangen werden sollte.

Aus analytischer Sicht erheben sich dabei für mich die grundsätzlichen Fragen:

1. Wann ist ein Kind arm?
2. Wodurch kann sinnvoll Abhilfe geschaffen werden?

LG Knurro

PS: In den von C. angebenen Links habe ich übrigens keine Definition für die Armutsschwelle gefunden.


Carla schrieb:
merken sehr bald, dass da etwas nicht stimmt. Man kann eben auf eine ALDI-Jeans nicht mit Filzer "LEWIS" oder "DIESEL" schreiben. Ein Woolworth-Ranzen ist noch lange kein Scout. Das eingepackte Brot ist nicht so lecker wie die Milchschnitte des Nachbarn.. Und- Kinder können grausaDas stimmt, klappt aber nur eine begrenzte Zeit. Und Lehrer/innen merken sehr wohl, welchem Kind es dreckig geht. Und selbst die Mitschüler m sein, wenn sie feststellen, dass es einem anderen nicht so gut geht
.


Wenn das Tragen einer Lewis, oder die Marke des Schulranzens, die Qualität eines Butterbrotes die Faktoren von Armut definiert, dann gute Nacht Marie.


LG

Baby
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gnadenlos
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Re: Dieser Virus, von dem ich rede, kommt nicht von

Beitrag von gnadenlos » 23.06.2008, 20:44

nicita hat geschrieben:[...] Daher ist die ganze Debatte um Elterngeld und schieß mich tot lächerlich, weil sie die Ursache nicht berücksichtigen.
Richtig!
nicita hat geschrieben:[...] Es ist nicht so schwer, dahin zu kommen! Das werden noch viele am eigenen Leib schmerzlich erfahren, auch wenn sie es sich heute - mangels Erfahung und Vorstellungskraft - noch nicht vorstellen können.
Man fällt schneller, als man klettern kann.

Gruß
gnadenlos

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obi11
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Beitrag von obi11 » 24.06.2008, 09:12

Also wer Zahlen braucht, wie sich die Kinderarmut definiert wird vermutlich hier fündig...
http://www.kinder-armut.de/news/3-news/ ... ckend.html

Wobei auch dieses Zahlenwerk am Thema vorbeigeht, denn eine bloße Erhöhung der Sätze bringt keinen Gewinn. Wir haben dann lediglich eine Statistik, ala DDR geschönt, die Ursachen aber nicht beseitigt.
Erhöhe ich die Sätze der sozialen Grundsicherung wird arbeiten nicht mehr lohnenswert für untere Einkommensgruppen. Der Unterschied ist zum Teil heute schon nicht mehr sehr groß...
Wir haben Nettolohnverluste zu verzeichnen, spich die letzten Jahr lag die Inflationsrate immer über den Punkten der Lohnerhöhungen und zusätzlich ist Vater Staat in seiner Gier unersättlich geworden...
Ich schrei wieder nach dem Staat ;) Denn meiner Auffassung nach ist dieser Hauptverantwortlicher gefolgt von Spekulantentum!

Baby
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Beitrag von Baby » 24.06.2008, 12:00

Wir haben Nettolohnverluste zu verzeichnen, spich die letzten Jahr lag die Inflationsrate immer über den Punkten der Lohnerhöhungen und zusätzlich ist Vater Staat in seiner Gier unersättlich geworden...
Ich schrei wieder nach dem Staat Denn meiner Auffassung nach ist dieser Hauptverantwortlicher gefolgt von Spekulantentum!

Wobei dieser Schrei nach dem Staat alle seine Bürger entlasten würden, wachten sie endlich auf, die Gierigen, die Spekulanten, die Manager, die Politiker.

Geh einfach mal von Ottonormalverdiener aus:

Hohe Benzinkosten...(Politisch gewollt, holte man doch die Menschen aus den Städten, lockte sie in die Vorstädte, aufs Land)
Wegeleistungen für einen 40 Stunden Arbeitsplatz von 100km Anfahrt sind keine Seltenheit.

Zweite Miete....Nebenkostenerhöhungen die tatsächlich die zweite Miete betragen...(Früher rechnete man im Durchschnitt mit 20-30% des Nettoeinkommens, soviel durfte der Miet- und Nebenkostenanteil betragen)

Hohe Lebensmittelkosten....(selbst der sogenannte Mittelstand kauft heute im Discounter, hat zur Folge, immer mehr Supermärkte, oder kleinere Einzelhandelsgeschäfte verschwinden, deren Angestellte zur Abeitsagentur müssen)

Alles recht simpel....aber da liegen die Ursachen.


Obi, du hast völlig recht, der Unterschied zwischen vielen Normalverdienern und Hartz4 Empfängern ist nicht mehr so gravierend.

Demagogen werden es uns bestimmt anders erzählen, nur glaube ich was ich sehe....und das ist genau was ich oben beschrieb....
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obi11
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Beitrag von obi11 » 24.06.2008, 12:41

Wenn ich vom Otto Normalverdiener ausgehe, denn ist der Unterschied schon lange aufgehoben, denn ein nicht unerheblicher Teil ist schon heute auf „ständige Hilfen zum Lebensunterhalt“ angewiesen.
Carla hat Sarrazin erwähnt… einen Herrn mit 46 Nebentätigkeiten und daher ganz sicher ohne finanzielle Sorgen. Selbiger hat sich erst kürzlich für einen Mindestlohn in schwindelerregender Höhe von 5 Euro ausgesprochen. Die von der SPD geforderten 7,50 hält er für zu hoch. 5 Euro bei 160 Stunden macht satte 800 Euro Brutto für nen Vollzeitjob. Ergibt für Berlin satte 628 Euro Netto. Ich denke ausreichend um ein Kind angemessen zu kleiden, gesund zu ernähren… wenn wir die Lebenshaltungskosten von 1950 zugrunde legen.
Jetzt wird kommen, das es keinen Mindestlohn noch nicht gibt… richtig, aber Stundenlöhne von 4,20 Euro im Bewachungsgewerbe sind durchaus realistisch und selbst der Bundestag wird durch solche Hungerlöhner bewacht.
Ich hab zwar einen Link mit greifbaren Zahlen eingestellt, aber auch dort ergibt sich das Problem das wir bundesweit stark variierende Lebenshaltungskosten haben und ein pauschaler Satz ein Ungleichgewicht erzeugt zwischen z..B dem strukturschwachen Mecklenburg Vorpommern und Baden Württemberg.
Allerdings sind 2,84/Tag für Kleidung, Mietanteil und Verpflegung in keiner Region erreichbar!

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P.S.

Beitrag von obi11 » 24.06.2008, 12:46

bei dem von dem SPD Abgeordneten Satz von 400 Euro würden noch erheblich mehr Kinder in die Sozialhilfe abrutschen, wenn man von einem derzeitigen Mindestunterhaltsregelsatz von 204 Euro ausgeht :? Wir packen noch 40% Scheidungskinder oben drauf?
Sehr sinnvoll erscheint mir daher die Forderung nicht...
Eher die normale verdummende Stimmenfängerei :evil:

Baby
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Beitrag von Baby » 24.06.2008, 13:22

Meine Meinung:

Wenn nicht bald eine spürbare Entlastung des Bürgers (Benzinpreise, Nebenkosten, Lebensmittelabzocke) eintritt, werden auch die Verursacher dieser politischen Farce ganz ordentlich auf die Nase fallen..

Wenn der Bürger erkennt...ER ist der Staat, wenn er demnach handelt, wird auch der Filz (gl) verschwinden...(und durch den Nächsten ersetzt)...


P.S. Benzinpreise haben wir schon mal aufgeschlüsselt....Nebenkosten gleiches Prinzip...Lebensmittel ebenfalls....Teuerungsraten von bis zu 50% innerhalb weniger Monate sind nicht tragbar....
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Knurro_Knurreck
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Beitrag von Knurro_Knurreck » 24.06.2008, 23:14

obi11 hat geschrieben:Also wer Zahlen braucht, wie sich die Kinderarmut definiert wird vermutlich hier fündig...
http://www.kinder-armut.de/news/3-news/ ... ckend.html

Wobei auch dieses Zahlenwerk am Thema vorbeigeht, denn eine bloße Erhöhung der Sätze bringt keinen Gewinn. Wir haben dann lediglich eine Statistik, ala DDR geschönt, die Ursachen aber nicht beseitigt.
Erhöhe ich die Sätze der sozialen Grundsicherung wird arbeiten nicht mehr lohnenswert für untere Einkommensgruppen. Der Unterschied ist zum Teil heute schon nicht mehr sehr groß...
Wir haben Nettolohnverluste zu verzeichnen, spich die letzten Jahr lag die Inflationsrate immer über den Punkten der Lohnerhöhungen und zusätzlich ist Vater Staat in seiner Gier unersättlich geworden...
Ich schrei wieder nach dem Staat ;) Denn meiner Auffassung nach ist dieser Hauptverantwortlicher gefolgt von Spekulantentum!
Also hier http://www.kinder-armut.de/ steht, dass die Armutsgrenze bei €856.- für einen Alleinstehenden liege.

Irgendwie paßt das mE nicht mit der anderen Angabe, wonach nur €2,64 für das tägliche Essen zur Verfügung stünden (was wirklich wenig ist; dafür bekomme ich nicht mal mein Kantinenessen) zusammen.

MfG Knurro

Rapinia
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Beitrag von Rapinia » 24.06.2008, 23:54

Also hier http://www.kinder-armut.de/ steht, dass die Armutsgrenze bei €856.- für einen Alleinstehenden liege.

Irgendwie paßt das mE nicht mit der anderen Angabe, wonach nur €2,64 für das tägliche Essen zur Verfügung stünden (was wirklich wenig ist; dafür bekomme ich nicht mal mein Kantinenessen) zusammen.

MfG Knurro
Diese 2,64 Euro werden sich auf einen ALGII-ler beziehen.
Kein alleinlebender ALGII-ler bekommt 856 Euro, das wird sich eher im 600 Euro-Rahmen halten.
Also Miete plus 347 euro zum "leben".

nicita
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Das lässt sich ja leicht ausrechnen, ...

Beitrag von nicita » 25.06.2008, 08:18

meines Wissens liegt der Satz für einen Erwachsenen bei ca. 340 Euro. :roll: Hinzu kommt dann noch ein Mietzuschuss, der für einen Alleinstehenden auch in diesem Bereich liegen dürfte, wofür sich jedenfalls bei uns keine Wohnung mieten lässt. :roll: Sprich.. dieses Geld ist für alles.. Miete, Essen, Kleidung, und was sonst so noch alles anfällt. Aus meiner Sicht nicht zu schaffen, selbst wenn derjenige sich in einer Wohngemeinschaft niederließe... dann verringert sich meines Wissens auch der Mietzuschuss. Also diese Menschen sind ziemlich bedient, wie ich finde! Und da gibt es doch tatsächlich eine noch weit verbreitete - aus meiner Sicht menschenverachtende - Meinung, mit diesem Geld ließe es sich doch gut auskommen. Sicher... paradiesische Zustände! Man muss sich die Verzweiflung mal vorstellen.. keine Chance auf einen Job, keine Möglichkeit an der Situation etwas zu ändern, und ewig in dieser Mühle mit dem wenigen Geld... womöglich noch mit einem 1-Euro-Job versehen, was ich für den blanken Hohn halte!

LG
nicita

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Beitrag von Rapinia » 25.06.2008, 11:28

Für einen alleinlebenden ALG II-Empfänger sind 131,10 Euro für Nahrung, Getränke und Tabakwaren berechnet, das macht pro Tag 4,30 Euro.
Der Posten "sonstige Waren- und Dienstleistungen" wird mit 0,70 Euro pro Monat veranschlagt.
Für Freizeit und Kultur stehen 37,95 Euro zur Verfügung, die wohl keiner dafür ausgibt, weil es an allen Ecken und Enden zu knapp ist.
Was man auch nicht vergessen darf: In dem Betrag von 347 Euro ist auch ein Ansparbetrag von ca 50 Euro enthalten, falls mal Reparaturen anfallen oder etwas im Haushalt zu ersetzen ist.

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Beitrag von obi11 » 25.06.2008, 11:54

nicht zu vergessen das die 345 Euro nur dem Haushaltsvorstand angerechnet werden, jedes weitere Familienmitglied erhält nur einen reduzierten Satz zwischen 60 und 80%.
Viel interessanter ist der Umstand das Grundlage der Berechnung des Existenzminimums das Jahr 1998 war, man also bereits im Jahr 2005 mit 7 Jahre alten Zahlen hantierte.
Ich glaube allerdings, dass sich die 2,64 weniger an Hartz IV Festmachen lassen

Rapinia
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Beitrag von Rapinia » 25.06.2008, 12:04

nicht zu vergessen das die 345 Euro nur dem Haushaltsvorstand angerechnet werden,
Obi, beim ALG II gibt es keinen "Haushaltsvorstand".
Ein Ehepaar erhält pro Person 312 Euro, pro Kind unter 14 Jahren 54 Euro.

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Beitrag von obi11 » 25.06.2008, 12:11

Der Eckregelsatz der Sozialhilfe in Höhe von 345 Euro wird von der im Sozialgesetzbuch (SGB) II geregelten Grundsicherung für erwerbsfähige Arbeitssuchende (Arbeitslosenhilfe II) in Bezug genommen, d.h. er entspricht ihr in der Höhe. (Das Sozialgeld ist der reduzierte Regelsatz der Haushaltsangehörigen der erwerbsfähigen Arbeitssuchenden.)
Wir geben den Kind einen anderen Namen? Insgesamt gibt es 4 unterschiedliche Regelsätze.. bislang fand ich 3... den vollen, den für Kinder bis 14 Jahen =60% und den ab 14 Jahren mit 80%
Sprich auch hier brachten die sog. Hartz Gesetze wenig Veränderung, ausser das wohl einmalige Sonderzahlungen wie Bekleidungshilfen und ähnlichem wegfielen...

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Beitrag von Rapinia » 25.06.2008, 12:29

Ich weiß nicht, was du mir damit sagen willst.
Ich wollte nur klarstellen, dass in einer Bedarfsgemeinschaft ab zwei Erwachsenen keiner von beiden 345 Euro erhält.

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