Atommüllproblem nach Asse

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gnadenlos
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Atommüllproblem nach Asse

Beitrag von gnadenlos » 06.09.2008, 12:08

Nein, das Atommüllproblem ist nicht jahrzehntelang unterschätzt worden - es wurde und wird ignoriert!
Bundeskanzlerin Angela Merkel hatte sich gestern offen für Gorleben als einziges Endlager für hochradioaktiven Atommüll ausgesprochen. Sie stellte sich damit gegen die Forderung des Koalitionspartners SPD, bundesweit nach alternativen Standorten zu suchen. Für die Erkundung Gorlebens seien bisher schon "Milliarden und Abermilliarden" ausgegeben worden, sagte sie. "Ich habe keine Lust, weitere Milliarden auszugeben." Ungeachtet der ungelösten Frage der Atommüll-Endlagerung setzt Merkel weiterhin auf Atomkraft. Sie sprach sich dafür aus, den Atomausstieg rückgängig zu machen. Der Koalitionspartner SPD lehnt das ab.Quelle
Hauptsache jetzt rollt der Rubel und wir haben einen warmen Arsch. Nach uns die Sintflut ...

gnadenlos

nicita
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Zu Asse habe ich hier auch neue Infos:

Beitrag von nicita » 06.09.2008, 14:36

Atommüll/Asse
Minister verständigen sich auf
Betreiberwechsel für Asse

Die Bundesministerin für Bildung und Forschung, Annette Schavan, der Bundesmi-nister für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit, Sigmar Gabriel, und der Niedersächsische Minister für Umwelt und Klimaschutz, Hans Hein¬rich Sander, haben sich heute zum weiteren Verfahren hinsichtlich der Schachtanlage Asse II verstän-digt.

Die drei Minister waren sich einig, angesichts der künftig notwendigen Aufgaben, die Asse auch verfahrensrechtlich wie ein Endlager zu behandeln. Diese Einscheidung greift dem Optionenvergleich, wie eine Verschließung der Asse vorzunehmen ist, nicht vor. Die Runde war sich ferner einig, dass damit ein Betreiberwechsel auf das Bundesamt für Strahlenschutz (BfS) stattfindet.

Um die notwendigen Voraussetzungen dafür zu schaffen, streben die beiden Bundesminister ei-nen Kabinettbeschluss noch im September an. Im Zuge des Betreiberwechsels wurde auch vereinbart, die finanzielle Verantwortung vom BMBF auf das BMU zu übertragen. Mit dem Betreiberwechsel wird ferner das Personal auf der Asse übernommen, um die vorhandene Kompetenz zu sichern. Welche weiteren personellen und organisatorischen Voraussetzungen zu schaffen sind, wird zügig geklärt. Deshalb treffen sich bereits am Freitag Vertreter des BMBF, des BMU, des NMU, des BfS, des LBEG und der Helmholtz Gemeinschaft, um einen raschen Übergang und die erforderliche Adhoc-Maßnahmen zu organisieren. Die Konsequenzen aus dem Statusbericht werden zügig umgesetzt. Zudem wird eine Staatssekretärsgruppe von BMBF, BMU und NMU eingerichtet, der regelmäßig berichtet wird.
Quelle: BMU Pressedienst Nr. 185/08

coco
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Beitrag von coco » 07.09.2008, 05:33

Hallo gnadenlos,
ob es Frau Merkel nun passt oder nicht, sie wird weitere Milliarden zahlen müssen, denn auch Gorleben scheint aus geologischer Sicht ebenfalls kein geeignetes Endlager zu sein.

Der Bericht über den Salzstock Asse, den Herr Gabriel angefordert hatte ließ augenscheinlich keine andere Möglichkeit als einen Betreiberwechsel zu, denn laut NABU sind die Zustände in Asse die problematischsten in ganz Europa.
„Es wurde festgestellt, dass im Lager Asse viele Jahre mit radioaktiver Lauge ohne die erforderliche strahlenschutzrechtliche Genehmigung umgegangen wurde", heißt es im angeforderten Bericht.
Es wäre wünschenswert, wenn Frau Bundeskanzlerin Merkel nicht noch mehr Geld in „billigen“ Atomstrom stecken würde, ein Atomausstieg ist angesichts der ungeklärten Entsorgungsfrage unumgänglich.

Die Kosten für weitere Sicherungs.- und Entsorgungsmaßnahmen wird sicherlich die Allgemeinheit und nicht Frau Merkel oder gar die Kraftwerksbetreiber tragen!

Liebe Grüße
coco
;) [url=http://www.kaleidoskop-sky.info]SoS[/url] sUChSt Du nOcH oDEr LeBsT dU ScHOn ¿

gnadenlos
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Beitrag von gnadenlos » 07.09.2008, 11:11

Moin coco,

man sollte Herrn Gabriel nicht als Retter der Nation darstellen. Die Zustände in Asse und das Versagen der völlig untätigen Kontrollorgane war seit Jahren bekannt. Die Anforderung des Berichts war und ist ein zeitlich kalkuliertes Politikum - wenn auch mit den folgerichtigen Konsequenzen. In erster Linie dient der Vorgang aber dazu, vom eigenen Versagen und der eigenen Verantwortung abzulenken sowie im anstehenden Wahlkampf zu punkten. Asse ist ein Produkt von Rot-Grün.

Merkel hat einen recht entlarvenden Satz geäußert, der auch Atombefürworter aufrütteln sollte. Sie sagte im Grunde nichts anderes, als dass Atomstrom teuer und das Müllproblem ungelöst ist.

Gruß
gnadenlos

nicita
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Also dieser Satz erstaunt mich schon:

Beitrag von nicita » 07.09.2008, 11:50

Asse ist ein Produkt von Rot-Grün.
Als in den 60ern angefangen wurde, radioaktiver Müll in Asse einzulagern, und das in fahrlässiger Art und Weise, war von Rot-Grün noch nicht die Rede :roll: Inwiefern sollte das also deren Produkt sein?

LG
nicita

fjarill
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Beitrag von fjarill » 07.09.2008, 13:40

Nici, Schröder und Gabriel haben sich in Zeiten von Rot-Grün meiner Erinnerung nach ganz vehement hinter Asse und auch Gorleben gestellt. Die ablehnende Haltung gegenüber beiden (potentiellen) Endlagern kam erst mit ihrem Wechsel nach Berlin.

Witzig übrigens :
der ehemalige Betreiber ist das Helmholtz-Institut in München. Den Müll wollen die Bayern nicht vor der eigenen Haustür haben, aber jetzt sorgen sie mit ihrem laschen Umgang mit diesem Lager, dass die Forderung nach Endlager-Standortsuche auch in Süddeutschland wieder lauter wird.
Völlig zu Recht übrigens, wie ich finde.

Darüber hinaus finde ich Merkels Haltung zu Gorleben mehr als fahrlässig. Die Genehmigung Gorlebens als Endlagerstandort damit zu begründen, man habe schon Milliarden in deren Erkundung gesteckt und könne nicht noch mehr Geld in die Erforschung neuer Standorte stecken ist mehr als zynisch und verantwortungslos.
Darüber hinaus hätte es durchaus längst auch alternative Standorte geben können, wenn deren Erkundung nicht politisch gewollt -meines Wissens Anfang der 70er- abgewürgt worden wäre . Ein Umstand, der dann wirklich der CDU unter Albrecht zuzuordnen ist.

gnadenlos
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Re: Also dieser Satz erstaunt mich schon:

Beitrag von gnadenlos » 07.09.2008, 14:13

nicita hat geschrieben:
Asse ist ein Produkt von Rot-Grün.
Als in den 60ern angefangen wurde, radioaktiver Müll in Asse einzulagern, und das in fahrlässiger Art und Weise, war von Rot-Grün noch nicht die Rede :roll: Inwiefern sollte das also deren Produkt sein?

LG
nicita
Sorry, korrekt müsste es heißen: Asse ist auch ein Produkt von Rot-Grün. Mit Blick auf das PR-Gehabe des Herrn Gabriel habe ich dieses Wörtchen unterschlagen.

CDU und SPD sind von Anfang an für Asse verantwortlich (GroKo 1966 - 1969).

Spätestens seit 1988 ist definitiv und unverrückbar bekannt, dass der Berg (um mehrere Zentimeter pro Jahr) wandert, undicht ist und mit Wasser unbekannter Herkunft (damals 11 Kubikmeter pro Tag) absäuft.

Weder Gabriel noch Rot-Grün fielen erst gestern vom Himmel. Rot-Grün regierte im Bund von 1998 bis 2005, das Kabinett Gabriel(!) von 1999 bis 2003 in Niedersachsen.

Sowohl Gabriel als auch Rot-Grün behandelten und behandeln den Lagerversuch (mehr ist es nicht) nach Bergrecht, nicht nach Atomrecht!

Sowohl Gabriel als auch Rot-Grün standen für die Schließung nach Bergrecht. D.h., der Rotz bleibt drin, der Stollen wird geflutet, die Suppe tritt nach rd. 100 Jahren an allen Ecken und Kanten aus.

Und heute kommt Herr Gabriel und lässt unhaltbare Zustände in Asse feststellen? Die sind seit den 1990er Jahren nachweislich bekannt. Einzelne Verfehlungen des Betreibers, an denen sich Herr Gabriel nun hochziehen möchte, sind da nur ein Tropfen auf dem heißen Stein. Pure Ablenkungsmanöver. Seit 1967 liegt die Aufsicht beim Bundesforschungsministerium. Gab es das unter Rot-Grün nicht? Was sagt Herr Gabriel über seine Vorgänger und die letzte Oberkontrolleurin Schavan? Totenstille!

Gruß
gnadenlos
Zuletzt geändert von gnadenlos am 07.09.2008, 14:17, insgesamt 1-mal geändert.

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Beitrag von gnadenlos » 07.09.2008, 14:16

fjarill hat geschrieben:Nici, Schröder und Gabriel haben sich in Zeiten von Rot-Grün meiner Erinnerung nach ganz vehement hinter Asse und auch Gorleben gestellt. Die ablehnende Haltung gegenüber beiden (potentiellen) Endlagern kam erst mit ihrem Wechsel nach Berlin.
Die Wähler sind unglaublich vergesslich, solange sie nicht unmittelbar selbst betroffen sind.

Gruß
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Beitrag von obi11 » 07.09.2008, 22:06

Ich las dazu heut wieder die ein oder andere Lesermeinung und ich sollte mich nicht an populistischen Diskussionen beteligen und auf "Fachleute" hören :roll: Demzufolge wäre die radioaktiv verseuchte Lauge völlig unschädlich für Mensch und Umwelt :?
Die Problematik Asse ist sicherlich schon länger bekannt und ebenso sollte unserer Kanzlerin bekannt sein, das Gorleben ähnliche geologische Strukturen aufweist wie AsseII und aus diesen Gründen als weltweit erstes Endlager ausscheiden muss. Egal wieviele Milliarden dort versenkt wurden, es werden viele weitere folgen und solange die Frage einer sicheren Endlagerung nicht gelöst ist sollte auch Lady Merkel nicht darüber nachdenken noch mehr Unmengen radioktiven Abfalls zu produzieren, egal was ihr Umweltpolitischer Berater als Atomlobbyist ins Feld führen mag...

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Beitrag von gnadenlos » 07.09.2008, 22:13

obi11 hat geschrieben: Demzufolge wäre die radioaktiv verseuchte Lauge völlig unschädlich für Mensch und Umwelt :?
Das ist sie auch. Solange sie bspw. nicht in den Nahrungskreislauf gerät, z.B. ins Grundwasser. Letzteres kann nicht ausgeschlossen werden, ist sogar mehr als nur wahrscheinlich.

Gruß
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Beitrag von obi11 » 07.09.2008, 22:26

gnadenlos hat geschrieben:
obi11 hat geschrieben: Demzufolge wäre die radioaktiv verseuchte Lauge völlig unschädlich für Mensch und Umwelt :?
Das ist sie auch. Solange sie bspw. nicht in den Nahrungskreislauf gerät, z.B. ins Grundwasser. Letzteres kann nicht ausgeschlossen werden, ist sogar mehr als nur wahrscheinlich.

Gruß
gnadenlos
Letzteres schloss ein Dipl. Physiker mit Sitz in Bonn gänzlich aus... so wie ein Geophysiker das absaufen von AsseII zu 100% ausschloss in seinem damaligen Gutachten :? .
Selbiger Geophysiker erstellte übrigens das positive Gutachten für Gorleben... ein weiteres gibt es meiner Ansicht nach nicht...

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24. April 2007

Beitrag von nicita » 07.09.2008, 23:01

Gabriel kann sich gut an seine erste Besichtigung des Stollens vor 30 Jahren erinnern. Zwei Schächte des Bergwerks seien schon damals abgesoffen gewesen, und er habe sich gefragt, warum das mit dem dritten nicht passieren könne: „Damals hieß es, alles sei ungefährlich“, erinnert sich Gabriel.

Damals konnte er wenig ändern, und auch als Bundesumweltminister kann er derzeit nicht allzu viel ausrichten. Als Forschungsbergwerk untersteht die Asse dem Bundesforschungsministerium. Das muss sich nicht um das Atomrecht kümmern. Es plant eine Schließung der Asse nach dem Bergrecht. „Das hier eingeleitete Verfahren hat keine qualitativen Defizite gegenüber dem Atomrecht“, beteuert Klaus Komorowski, Referatsleiter im Forschungsministerium.
Quelle: http://www.welt.de/hamburg/article83123 ... batte.html

gnadenlos
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Re: 24. April 2007

Beitrag von gnadenlos » 07.09.2008, 23:41

nicita hat geschrieben:
Gabriel kann sich gut an seine erste Besichtigung des Stollens vor 30 Jahren erinnern. Zwei Schächte des Bergwerks seien schon damals abgesoffen gewesen, und er habe sich gefragt, warum das mit dem dritten nicht passieren könne: „Damals hieß es, alles sei ungefährlich“, erinnert sich Gabriel.

Damals konnte er wenig ändern, und auch als Bundesumweltminister kann er derzeit nicht allzu viel ausrichten. Als Forschungsbergwerk untersteht die Asse dem Bundesforschungsministerium. Das muss sich nicht um das Atomrecht kümmern. Es plant eine Schließung der Asse nach dem Bergrecht. „Das hier eingeleitete Verfahren hat keine qualitativen Defizite gegenüber dem Atomrecht“, beteuert Klaus Komorowski, Referatsleiter im Forschungsministerium.
Quelle: http://www.welt.de/hamburg/article83123 ... batte.html
Das bestätigt doch meinen Text. Die Forschungsarbeiten waren 1992 beendet. Mindestens zwischen 1999 und 2003 hatten es Gabriel (als Ministerpräsident) und DIE GRÜNEN (in der Bundesregierung) voll und ganz in ihrer Hand. Hatte Herr Gabriel da eine Erinnerungslücke und die GRÜNEN nie was von Asse gehört? Wohl kaum, denn sie verteidigten das Projekt, ohne etwas an der Aufsicht oder der gesetzlichen Regelung zu ändern. Warum kann man heute in einer GroKo urplötzlich das, was vor wenigen Jahren - bei gleichem Kenntnisstand - in der eigenen Regierung angeblich nicht ging?

Das Bundesforschungsministerium war und ist keine selbständige heilige Kuh. Es ist ein eigenständiges Ministerium, welches der Richtlinienkompetenz des Bundeskanzlers untersteht. Den Umfang der Aufgabenbereiche "Ministerien" bestimmt der Bundeskanzler - wohl oder übel in Abstimmung mit den anderen Ministerien und ganz besonders mit den Ministern artverwandter Ministerien. In unserem System gibt es nur drei "Heilige Kühe": Den Kanzler (nebst Chef des Kanzleramtes), das Innen- und Außenministerium. Alle anderen Bundesministerien sind völlig beliebig.

Gruß
gnadenlos

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