An alle Moralisten....

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rattie
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An alle Moralisten....

Beitrag von rattie » 25.09.2008, 11:24

es ist jetzt histologisch bewiesen, dass 2/3 der Menschheit auf Anordnung eines Vorgesetzten andere Menschen foltern würden. An der University of California wurde jetzt ein Experiment wiederholt, dass bereits in den 60igern des letzten Jahrhunderts durchgeführt wurde. Das Ergebnis zeigt, dass sich der Mensch trotz Aufklärung nicht einen Millimeter bewegt hat. Soviel zum Thema "Krone der Schöpfung". Anscheinend hat der Herr das Gewaltgen so gut versteckt, dass es nicht gefunden werden kann. Philosophisch allerdings ist dann die Frage:"Warum".

Der Ratz
Andere zu erkennen ist Weisheit, sich selbst zu erkennen ist Erleuchtung. (Lao Tse)

coco
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Beitrag von coco » 25.09.2008, 14:59

Hallo rattie,
wenn ich das Thema nun verniedlichen würde, dann würde ich sagen da haben ausschließlich Moslems daran teilgenommen.
Niemand kann wirklich behaupten das Gewalt auf dem Rückzug ist, gerade in der heutigen Zeit werden wir durch Pressemeldungen doch eher oft vom Gegenteil überzeugt.
Es bedarf also nicht einmal eines Vorgesetzten, der eigene Antrieb ist verstärkt vorhanden.
Aus meiner Sicht die Realität, auch wenn sie oft und gerne verschwiegen wird!

Liebe Grüße
coco
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Sonnerl
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Re: An alle Moralisten....

Beitrag von Sonnerl » 25.09.2008, 17:13

rattie hat geschrieben:es ist jetzt histologisch bewiesen, dass 2/3 der Menschheit auf Anordnung eines Vorgesetzten andere Menschen foltern würden. An der University of California wurde jetzt ein Experiment wiederholt, dass bereits in den 60igern des letzten Jahrhunderts durchgeführt wurde. Das Ergebnis zeigt, dass sich der Mensch trotz Aufklärung nicht einen Millimeter bewegt hat. Soviel zum Thema "Krone der Schöpfung". Anscheinend hat der Herr das Gewaltgen so gut versteckt, dass es nicht gefunden werden kann. Philosophisch allerdings ist dann die Frage:"Warum".

Der Ratz
Hallo Rattie,

ich denke ich kenne dieses Experiment, deren Aufnahmen ich vor Jahren einmal gesehen habe, aber dennoch sehr gut im Kopf habe.
Mit Verlaub: Es ist nicht ganz fair dies so darzustellen, wie du es tust. :wink:

Bei diesem Experiment, sollte es sich tatsächlich um eine Wiederholung des Selben handeln, wird nicht nur ein "Vorgesetzter" als Druckmittel eingesetzt. Es wird massiv gedroht mit strafrechtlichen Konsequenzen, mit finanziellen und sogar existentiellen. Natürlich nur scheinbar!

Ob ein Mensch aufgeklärt ist oder nicht, wurde bei diesem Experiment ohnedies nicht berücksichtigt oder hinterfragt, sondern es wurde vielmehr hinterfragt, wie es möglich ist, einen ganz normalen braven gesetzestreuen Bürger dazu zu bringen z.B. KZ-Aufseher zu werden.
Frage war: Wie bringe ich einen vermeintlich harmlosen Menschen dazu, einen anderen Menschen, den er gar nicht kennt, Gewalt anzutun, sogar bis zum Tod.

Philosophisch möchte ich doch eine Latte aus dem Zaun für die Menschheit brechen.
Ein Tier wird, wenn es hunger hat töten. Ein Mensch vielleicht auch, aber nicht immer. Und es gibt und gab Menschen die trotz Hunger nicht töten, auch dann nicht, wenn sie sich selbst damit töten.
Das macht den Unterschied!

Wissenschaftlich gesehen kann es gar nicht sein, daß sich die Menschheit seit, was weiß ich, 4000 Jahren geändert hat. Rassismus, Gewalt, Neid, Gier, Angst, Haß etc. sind tief in uns verankert. Da hilft auch keine Aufklärung. Derlei Eigenschaften sind menschlich und tierisch.
Wesentliche Mutationen haben meineswissens auch nicht stattgefunden. Somit kann man davon ausgehen, daß das was vor 4000 Jahren möglich war, auch im Prinzip wiederholbar ist.

Damals war das Experiment sinnvoll und erkenntnissreich. Eine Wiederholung jetzt sinnlos.

Gruß Sonnerl

rattie
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Beitrag von rattie » 25.09.2008, 17:51

Zwei sehr gute Antworten von coco und sonnerl. Kein Mensch kann hundertprozentig von sich behaupten, in bestimmten Situationen nicht zum Mittel der Folter zu greifen. Alleine wenn man dran denkt, dass man damit Menschenleben retten könnte. Das Experiment scheint aber eher drauf zu zielen, gezielt die Folter um das eigene Wohlbefinden oder zum eigenen Schutz einzusetzen. Das macht mich nachdenklich. Man kann jetzt moralisch den Finger heben, als Polizisten an einem Kinderentführer um ihn zur Aussage zu bewegen, Gewalt angedroht bzw. begangen haben. Ist dies verwerflich? Würden wir nicht genauso handeln? Der Unterschied zur Folter, die untersucht wurde ist der, dass es sich da damals um die eigenen Bedürfnisse gehandelt hat. Würden wir unter bestimmten Bedingungen auch KZ-Wärter werden? In jeder Generation gab es Menschen, denen man dieses Gebaren niemals zugetraut hat und trotzdem wurden sie so.

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Sonnerl
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Beitrag von Sonnerl » 25.09.2008, 18:30

Aber ja sicher sind wir alle kleine KZ-Aufseher!

Das ist ja das, was dieses Experiment beweißen wollte.

Schrauben wir mal die Sache runter, und stellen uns vor, wir sind nicht KZ-Aufseher sondern Abteilungsleiter in einer Bank mit Karriereaussichten, aber mit einem neuen Häuschen im Grünen, hochverschuldet, die Ehefrau ist im Mutterschutz weil Zwillinge unterwegs sind etc.
Nun kommt dein Chef zu dir und steckt dir, daß wiederum einer deiner Untergebenen zwar ein außergewöhlich guter Mitarbeiter ist, und ihm auch bekannt ist, daß du mit jenem auch privat verkehrst, er aber genau weiß, daß seine Sekretärin die er in den Überstunden 2x wöchentlich vernascht, schöne Augen macht.
Nun erwartet dein Chef, der gerade über eine freigewordene Planstelle zu entscheiden hat auf die du schon lange geil bist, damit deine Rechnung mit dem Häuschen aufgeht, daß du diesen Mitarbeiter unter Umgehung der Gewerkschaft am Zeug flickst, damit es einen Kündigungsgrund gibt.
Unterschwellig macht er dir auch noch unmißverständlich klar, daß deine Karriereaussichten im Falle eines Scheiterns seines Wunsches in Gefahr ist.

Nun soll mal jeder drüber nachdenken, wie er sich verhalten würde, wenn er in einer derartigen Situation wäre.

Gruß Sonnerl

PS: Ich erwarte keineswegs, daß jemand sein Verhalten hier reinstellt. Lediglich mal darüber nachzudenken.

coco
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Beitrag von coco » 25.09.2008, 19:58

Hallo Sonnerl,
der entscheidende Fehler in dem von Dir eingestelltem Beispiel ist der...
damit deine Rechnung mit dem Häuschen aufgeht,
Ich möchte mir noch selber ins Gesicht sehen können und aufgrund der Tatsache das man mit dem betreffenden Mitarbeiter auch privaten Kontakt hat setzt schon eine gewisse Sympathie voraus.
Spielst Du das Spiel mit, so begibst Du Dich automatisch in eine Abhängigkeit, wirst erpressbar und welche Garantien hast Du, das Du den Posten auch in 6 Monaten noch hast und es Dir nicht ähnlich geht?
Die Chancen stehen recht günstig für : Freund weg, Job weg, Haus weg! Was bitte also gibt es da zu überlegen?

Liebe Grüße
coco
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nicita
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Hallo Coco,

Beitrag von nicita » 25.09.2008, 23:52

es ehrt Dich, dass Du so denkst, und es ist sicher nicht das schlechteste, ein Idealist zu sein. Dennoch denke ich, Sonnerl hat nicht ganz unrecht. Es ist normal, dass Menschen so handeln. Die Erkenntnis kommt vielleicht später, wenn es einen selbst trifft. Aber der Mensch an sich redet sich sowas vielleicht auch schön, wenn - wie wir hier zu sagen pflegen - der eigene Kittel brennt. Vielleicht ist es auch noch mal anders, wenn Familie und wirkliche Existenzsorgen dahinter stecken. Aber man sieht auch überall, dass auch geringere Gründe ausreichen. Im Grunde kann man sagen, wir alle verkaufen uns täglich. Wo unsere Grenze liegt, lässt sich in der Theorie nicht unbedingt beurteilen. Aber stell Dir vor, Dir steht das Wasser bis zum Hals, und Du musst entscheiden... Dein Überlebenstrieb wird Dich hoffentlich - auch wenn es möglicherweise moralischen Gesichtspunkten nicht stand hält - über Wasser halten, erst recht, wenn noch andere Leben daran hängen, wie die Deiner Familie, Kinder etc..

Ob man KZ-Aufseher hätte werden können oder nicht, lässt sich niemals und für niemanden abschließend sagen, denn diese Verhältnisse lassen sich in der Theorie nie konstruieren. Außerdem ist Moral ein Begriff der neueren Zeit, wenn man so möchte. Moral hat sehr viel damit zu tun, wie man aufgewachsen ist, was man erlebt hat, und wie die momentanen Rahmenbedingungen sind.

Purer Egoismus und Habgier sind furchtbare Eigenschaften, die ich verwerflich finde einerseits. Auf der anderen Seite ist es sehr situationabhängig, wenn es um die Beurteilung geht. Egoismus ist gleichmaßen gut und schlecht. Man muss immer abwägen,.. ist man weniger wert als andere? Wenn man anderen so viel Wert beimisst, dass man selbst dabei auf der Strecke bleibt, dann wird das wohl so sein. Ich finde man sollte sich den gleichen Wert beimessen. Und darin liegt die Gratwanderung bei solchen Entscheidungen. Unter Extrembedingungen kann die Waagschale auf die eine, oder andere Seite ausschlagen. Wie das bei uns wäre im Extremfall, lässt sich bestenfalls mutmaßen, nicht mehr.

LG
nicita

coco
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Beitrag von coco » 26.09.2008, 04:34

Guten Morgen Nicita,
es geht nicht unbedingt um Idealismus und die Kette fängt schon sehr viel früher an! Bleiben wir bei dem konstruierten Beispiel von Sonnerl, denn da lag der Fehler vor der Entscheidung verkaufst Du Dich oder nicht. Es wurde vorab, ohne Aussichten auf einen besseren Posten, auf einen besseren Verdienst spekuliert um die eigenen Ziele zu verwirklichen. Ähnlich handelt ein gewisser Prozentsatz wohl bei der Baufinanzierung, wenn er Kinder in die Finanzierung mit einrechnet, die noch gar nicht vorhanden sind.
Das aber nur am Rande und ich sollte bei dem vorgegebenen Beispiel bleiben.
Der Vorgesetzte zeigt Dir offen, das ihm jedes Mittel recht ist um seine eigenen Ziel zu verfolgen, seine „Machtposition“ auszunuten und unliebsame Widersacher los zu werden. Eine für mich unakzeptable Charaktereigenschaft. Gerade dies sollte Dir als denkenden Menschen vor Augen führen das Du Dich weit unter Wert verkaufst und Dein Job aufgrund dieser Charaktereigenschaften an einem sehr seidenen Faden hängt.

Meine Grenzen und mein Überlebenstrieb wurden in der Vergangenheit ausreichend strapaziert, wodurch sich vermutlich auch die Ablehnung dieses Verhaltens begründen lässt und das zu Tage tritt was Du Idealismus nennst. Glaub mir, Menschen die zu Dir stehen sind im Leben weit wichtiger als jeder Job, jedes Haus. Menschen auf die Du dich in jeder Situation verlassen kannst. Es gibt sie diese Menschen, unscheinbar und doch da... leider viel zu wenige oft verletzt man sie durch den eigenen Egoismus...
Es gibt ein wundervolle Weißheit und ich glaube als Zitat darf ich es hier auszugsweise einfügen, denn es trifft den Kern genau.
...
Und Du beginnst,
Deine Niederlagen
erhobenen Hauptes hinzunehmen,
mit der Würde des Erwachsenen,
nicht maulend wie ein Kind.
Du lernst,
all Deine Straßen auf dem Heute aufzubauen,
weil das Morgen ein zu unsicherer Boden ist.
Mit der Zeit erkennst Du,
das sogar Sonnenschein brennt,
wenn Du zuviel davon abbekommst.
Also bestell Deinen Garten und schmücke Dir die Seele mit Blumen,
anstatt darauf zu warten,
das es andere tun.
Und bedenke,
dass Du wirklich standhalten kannst und wirklich stark bist.
Und das Du deinen eigenen Wert hast.

Ich hoffe ich darf ein weiteres Zitat in Linkform hier einsetzen?!
www.gegen-den-wind.eu Ich glaube der Leitspruch dieser Webseite und dieses Forums!

Liebe Grüße
coco
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rattie
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Beitrag von rattie » 26.09.2008, 08:43

Hey Nic,

du hast geschrieben, ich zitiere:"Außerdem ist Moral ein Begriff der neueren Zeit, wenn man so möchte." Dem muss ich dir vehement widersprechen. Moral ist genauso wie die Begriffe Ehre, Treue, Ergebenheit usw. ein Begriff, der seit Menschengedenken besteht. Diese Eigenschaft hat in großem Maße an der Evolution des menschlichen Geistes mitgewirkt. Darum ist es verdammt wichtig, sie auch für zukünftige Generationen zu erhalten. Angesichts der Globalisierung und den erschreckenden Auswüchsen die damit verbunden sind, verzichtet die Menschheit zusehens auf diese gute Eigenschaft. Das zieht sich vom Kindergarten bis in die Führungsakademien. Da ich Einblick in die Lehrinhalte für Führungskräfte habe, weiß ich wovon ich spreche. Es wird z.B. gelehrt, wie man Menschen unter Druck setzt, damit sie freiwillig den Betrieb verlassen. Die Moral hat ihren Feind im Besitztum gefunden. Was sich alleine momentan in der Hochfinanz abspielt ist Sodom und Gomorrah.

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nicita
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Natürlich ist es aus unserer jetzigen Sicht und Position

Beitrag von nicita » 26.09.2008, 08:49

inakzeptabel.

Die Frage ist eine andere... wann würden wir unsere Bedenken über Bord werfen? Diesen Punkt gibt es glaube ich bei jedem Menschen. Bei dem einen ist es das neu gebaute Haus - zugegeben... eine niedrige Schwelle. Beim anderen ist es das Leben der Kinder, das in Gefahr ist, beim anderen das eigene Leben usw. Ich bin überzeugt, dass unter Extremstbedingungen schöne Sprüche ihre Bedeutung verlieren, und zwar für jeden Menschen an irgendeinem Punkt - alles eine Frage des Preises (nicht materiell gedacht!). In jedem Menschen steckt noch ein Tier, ob wir das wahrhaben wollen, oder nicht. Das heißt nicht, dass ein jeder zum Mörder werden kann. Aber auf jeden Fall moralische Bedenken über Bord werfen, ja.. davon bin ich überzeugt. Umso mehr, wenn die eigenen Kinder im Spiel sind, die einen wesentlich verletz- und angreifbarer macht.

Was ganz anderes ist es, wenn Menschen ohne Not und aus reiner Habgier so handeln. Dann ist es moralisch - aus meiner Sicht - absolut verwerflich.

LG
nicita

nicita
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Wenn ich von neuerer Zeit spreche, dann meine

Beitrag von nicita » 26.09.2008, 08:52

ich nicht die letzten 20 Jahre, sondern ein paar hundert Jahre. Außerdem ist Moral etwas, das sich kontinuierlich verändert hat, und von der Gesellschaft abhängig ist, schon immer.

LG
nicita

rattie
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Re: Wenn ich von neuerer Zeit spreche, dann meine

Beitrag von rattie » 26.09.2008, 09:07

nicita hat geschrieben:ich nicht die letzten 20 Jahre, sondern ein paar hundert Jahre. Außerdem ist Moral etwas, das sich kontinuierlich verändert hat, und von der Gesellschaft abhängig ist, schon immer.

LG
nicita
Mit der Veränderung hast du völlig recht. Jeder Begriff hat sich im Laufe der Jahrtausende mehrfach verändert. Was verwerflich ist, ist die Tatsache, das der Begriff Moral von jeder Schicht anders betrachtet wird. Und da ist nun mal die Führungsschicht mit ihrem Gewinnbestreben, mit Gier und Machtgeilheit an den Rand dieser Eigenschaft gekommen. Es gab im zweiten Weltkrieg Menschen wie Oskar Schindler, die zum einen das damalige Regime stützten und trotzdem hunderte von Menschen vor den Gaskammern gerettet haben. Will man solche Leute als unmoralisch oder als moralisch betrachten? Was wiegt schwerer?

Der Ratz
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Sonnerl
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Beitrag von Sonnerl » 26.09.2008, 13:39

coco hat geschrieben:Hallo Sonnerl,
der entscheidende Fehler in dem von Dir eingestelltem Beispiel ist der...
damit deine Rechnung mit dem Häuschen aufgeht,
Ich möchte mir noch selber ins Gesicht sehen können und aufgrund der Tatsache das man mit dem betreffenden Mitarbeiter auch privaten Kontakt hat setzt schon eine gewisse Sympathie voraus.
Spielst Du das Spiel mit, so begibst Du Dich automatisch in eine Abhängigkeit, wirst erpressbar und welche Garantien hast Du, das Du den Posten auch in 6 Monaten noch hast und es Dir nicht ähnlich geht?
Die Chancen stehen recht günstig für : Freund weg, Job weg, Haus weg! Was bitte also gibt es da zu überlegen?

Liebe Grüße
coco
Hallo Coco,

im Wesentlichen hat dir ja Nicita schon geantwortet und so sehe ich das auch.
Es ehrt dich wirklich und ich weiß, daß du es auch so meinst. Natürlich nehme ich, und wahrscheinlich die meisten Menschen diese löbliche Einstellung für sich auch in Anspruch.
Ich denke, mir persönlich ist es bis Stand heute gelungen in meinem Leben diese "Moral" auch umzusetzen.
Ehrlicherweise muß ich allerdings dazu sagen, daß ich es auch diesbezüglich leicht hatte. Bis jetzt.
Ich selbst war noch nie vor der Situation gestanden, daß ich aufgefordert wurde jemanden zu mobben, jemanden zu erschießen oder sonst wie Schaden zuzufügen.
Wie stark man tatsächlich ist, stellt sich erst raus, wenn man wirklich gefordert ist.

Für mich gelten folgende Überzeugung:
Jeder hat seinen Preis! Auch und gerade materiell! Der Unterschied zwischen den verschiedenen Individuen liegt nur in der Höhe des Preises, materiell und moralisch. Vorallem hängt ein positives oder negatives Verhalten eines Menschen nicht zuletzt davon ab, unter welchem Druck er steht.

Und genau dies wurde bei diesem von Rattie erwähnten Experiment bewiesen. Kennst du es überhaupt? Wenn nicht, werde ich es dir gerne mit meinen Worten beschreiben.

Fakt ist: Jeden Menschen kann man mit entsprechenden Mitteln wie Geld, Existezangst, Justiz, Recht, Gesetz, Todesdrohung gegen ihn selbst oder nahestehenden Personen etc. dazu bringen etwas zu tun, was er nicht will oder er aus freien Stücken nie tun würde.
Fast jeder hat einen Schwachpunkt, an dem man ihn packen könnte, wenn man es will.

Ich für mich weiß von mir selbst, daß ich einige Schwachpunkte hätte, die zwar niemand kennt, aber wenn ich so nachdenke mein "Preis" würde gewaltig nach unten gehen. Da bin ich ehrlich zu mir selbst.

Vielleicht ist gerade deswegen einer meiner Lebensleitlinien folgender:
Beurteile nie einen Menschen endgültig, wenn du nicht genau weißt, unter welchem Druck er steht oder stand.

Gruß Sonnerl

coco
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Beitrag von coco » 26.09.2008, 14:46

Hallo nicita und Sonnerl
das die Aussage „Jeder hat seinen Preis“ nicht zutreffend ist belegen viele Beispiele in der Geschichte und auch der Gegenwart. Es gab zu jeder Zeit Widerstands“kämpfer“, die sich haben nicht von ihren Idealen abbringen lassen, die sich nicht haben verkauft und damit zum Teil ganz sicher auch das Leben ihrer Familien, ihrer Kinder gefährdet haben.
Die Studie, so wie das Beispiel fallen einzig und die Kategorie „Nach oben buckeln, nach unten treten“ und das um jeden Preis.

Wohin diese Mentalität führt sollte uns die Geschichte der DDR sehr gut vor augen geführt haben, denn dort war diese Mentalität an der Tagesordnung. Wer sich glatt machte, wer sich arrangierte, der kam weiter, der kam nach oben, wer sich nicht dem Druck beugte, der dümpelte sehr weit unten herum oder kam in Gewahrsam?! In Bezug auf die heutige Situation bezogen würde ich den Trend als noch sehr viel gefährlicher bezeichnen, denn die soziale Kälte in Deutschland wächst zunehmend.

Wie schon erwähnt sollte man sich stets vor Augen halten, das man anhand des Beispieles lediglich Mittel zum Zweck ist und nur benutzt wird. Solange man funktioniert und gebraucht wird mag die Sonne scheinen, Aufgrund dessen das die Latte in der Etage über Dir sehr viel tiefer liegt wird es erwartungsgemäß sehr schnell dunkel werden.

Liebe Grüße
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coco
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Beitrag von coco » 26.09.2008, 14:52

Sonnerl hat geschrieben:


Und genau dies wurde bei diesem von Rattie erwähnten Experiment bewiesen. Kennst du es überhaupt? Wenn nicht, werde ich es dir gerne mit meinen Worten beschreiben.
Hallo Sonnerl,
dieses Experiment gab es großflächiger wie schon erwähnt in Deutschland bis 1989, etwas was wir alle unter moralischen Gesichtspunkten stets verurteilt haben!

Gegenfrage: Ist es nicht eine Art Doppelmoral wenn wir Menschen allein aufgrund ihrer Herkunft für ihr Handeln verurteilen, wenn wir für uns die Maßstäbe, die Meßlatte sehr viel tiefer legen?

Liebe Grüße
coco
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