meine Worte an Sonnerl haben nichts damit zu tun, dass ich deine Begründungen nicht respektieren würde. Ich bin felsenfest davon überzeugt, dass du persönlich ganz hehre Grundgedanken dabei hast, und dass es Dir um den humanitären Aspekt geht. Ich kenne Dich zumindest so gut, dass ich weiß, dass Du einen ausgeprägten Gerechtigkeitssinn hast und auch Ideale hinsichtlich der Menschlichkeit. Das möchte ich ganz ausdrücklich betonen. Meine Zustimmung zu Sonnerls Beitrag wollte ich nicht als Angriff auf Dich verstanden haben.
Aber vielleicht kannst Du mir zustimmen, wenn ich sage, dass Menschen und in diesem Falle eben viele junge Menschen, die vielleicht die gleichen Grundgedanken hatten und haben wie Du, von ihren Machthabern immer (wieder) und zu jeder Zeit missbraucht wurden für Zwecke, die sich uns nicht immer erschlossen und erschließen und auch selbst dann, unter dem Deckmäntelchen von hehren Absichten?! Es gibt viele Wahrheiten und Wahrnehmungen.. aber ist es tatsächlich so, dass die Menschen in Afghanistan interessieren? Wenn dem so wäre, müsste das nicht auch andere Länder außer Afghanistan betreffen?
Nehmen wir mal die Amerikaner, um das näher zu beleuchten... wurde da nicht schon gelogen, dass sich die Balken biegen und argumentiert, dass es um den Kampf gegen Terrorismus ginge? Meinst Du ernsthaft, dass dies die Gründe waren? Meinst Du nicht, es gäbe andere Wege, wenn dies ernsthaft die Gründe wären?
Und hinterfragen wir mal die Gründe eines jungen Menschen, sich zu verpflichten. Ich habe gestern eine Panorama-Sendung gesehen, da ging es genau um das Thema... junge Menschen, die gerne zur Bundeswehr wollen... sie waren beeindruckt von der Ordnung, von der Disziplin, von der Kameradschaft usw. Ich hatte den Eindruck, das waren deren Gründe, und das Bewusstsein, worum es eigentlich geht, das war aus meiner Sicht nicht wirklich vorhanden (auch wenn ich mir vielleicht was anmaße). Ich glaube die Beweggründe sind ganz anderer Natur, als die hehren Absichten, die wir möglicherweise unterstellen. Diese junge Menschen fanden es toll und spaßig, mit Granatenwerfern zu hantieren. Das ist toll? Also sorry.. das ist geeignet, junge Menschen ohne jeden Realitätssinn (zu viele Ballerspiele?) zu beeindrucken. Ein Soldat ist vielleicht dann ein Soldat, wenn er zwar keinen Spass an seiner Arbeit (bspw. dem Schießen auf Menschen) hat, aber weiß, dass es eine Notwendigkeit gibt (der Verteidigungsfall und der Schutz von Zivilisten, Kindern, Alten und Kranken). Aber diese Reife erlangt ein Soldat wenn überhaupt vielleicht nach langer und einschlägiger Erfahrung. Und bis dahin ist er möglicherweise nur so etwas wie ein Mittel zum Zweck, oder schlimmstenfalls Kanonenfutter.
Wie geht man mit diesen Menschen um? Das ist die nächste Frage! Wurde in Ex-Jugoslawien nicht radioaktive Munition eingesetzt ungeachtet der Gesundheitgefährdung der eigenen Soldaten? Und das ist nur ein Beispiel von vielen.
Ich glaube, dass die Nachkriegs-Politiker, die selbst den Krieg erlebt hatten und die Folgen noch direkt und indirekt spüren konnten, die besseren Politiker waren. Ich glaube auch, dass sie sicherlich Deinen Grundgedanken näher waren, als es heute der Fall ist. Sie wussten noch von der Not, die ein Krieg mit sich bringt. Sie wussten auch von all den menschlichen Aspekten wie Hunger und Armut.. Sie hätten so einen Einsatz wie im Irak oder in Afghanistan sicherlich anders eingeschätzt. Und auch dann.. man muss immer sehen, ob es nicht eine andere Wahl gibt.. und die gibt es meistens!
Also nichts für ungut! Ich denke die Soldaten könnten sinnvolle Dinge tun, und sie tun es sicherlich vielfach auch, gerade bei Katastrophen. Aber sie tun auch vieles, was nicht humanitären Zwecken dient, weil sie anstandslos ausführen (müssen) was man ihnen befiehlt, ohne zu hinterfragen. Und das halte ich für den allergrößten Knackpunkt. War übrigens gestern auch sehr schön in der Panoramasendung anlässlich der Interviews zu sehen. Hinterfragen ist schon mal Gift, um ein guter Soldat zu sein - aber das Gewissen zu fragen, und zu hinterfragen sollte zur Pflicht werden für alle Soldaten... der bedingungslose Gehorsam ist schon im Grundsatz unmenschlich, aber für diese Aufgabe wohl notwendig. Das kann nicht im Sinne von Eltern sein, die ihre Kinder zu mündigen Menschen mit Demokratiebewusstsein heranziehen. Oder?
LG
nicita
PS: Heute geht es nur um schmutzige Geschäfte, das ist meine Überzeugung, und ich habe mir wirklich überlegt, ob ich das jetzt schreibe.. aber es ist so.