Samuel P. Huntington

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DasWindspiel
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Samuel P. Huntington

Beitrag von DasWindspiel » 04.11.2007, 04:54

Die Kultur ist für Huntington die Grundlage der Neuen Weltordnung. Menschen definierten sich im post-ideologischen Zeitalter wieder über ihre Kultur und identifizierten sich dementsprechend mit kulturellen Gruppen. Merkmale für Kultur sind für Huntington das, was nach seiner Ansicht die Alltagskultur prägt: vor allem Religion, aber auch Sprache, Werte, Sitten und Gebräuche.

Kultur ist für Samuel Huntington etwas Vorpolitisches, sie ist statisch und in sich geschlossen. Eine Verständigung zwischen den Kulturen scheint unter diesen Vorraussetzungen kaum möglich zu sein. So sind in einer globalisierten Welt mit einer Vielzahl von Kontakten zwischen den Kulturen die Konflikte zwischen den acht Kulturkreisen dieser Welt fast vorprogrammiert: Kulturen sind die ultimativen menschlichen Stämme, und der Kampf der Kulturen ist ein Stammeskonflikt im Weltmaßstab. n diesem "Stammeskonflikt" sieht Huntington vor allem eine Bedrohung des Westens. Während sich andere Kulturkreise, vor allem der islamische und der chinesisch-asiatische Kulturkreis, auf ihre Kultur besinnen und durch wirtschaftlichen Fortschritt oder Bevölkerungswachstum erstarken, sieht er die kulturellen Werte des Westens sich in multikultureller Beliebigkeit auflösen. Dementsprechend fordert er eine Rückbesinnung auf die westliche Kultur, was die Ablehnung von Immigration und kultureller Heterogenität einschließt

Heise online

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Ich kommentiere das mal mit einigen Worten Hoimar v. Ditfurths: *

Unsere Gesellschaft gleicht einem Menschen, der ahnungslos in einem Minenfeld umherirrt und sich dabei um seine Altersrente Sorgen macht.
(So laßt uns denn ein Apfelbäumchen pflanzen, 1985, S. 9)

Was soll man von einer Instanz halten, die uns zur Rettung verhungernder Kinder aufruft, während sie gleichzeitig mit dem ganzen Gewicht ihres weltweiten Ansehens dazu beiträgt, die Zahl dieser Kinder über jedes rettbare Maß hinaus zu vergrößern?
(Unbegreifliche Realität - Die mörderische Konsequenz des Mitleids, 1984, S. 395)

Wir haben nur die Wahl, durch Vernunft zu lernen oder durch Katastrophen belehrt zu werden.
(Die Sterne leuchten... - Die universale Krise, 1948, S. 35)

WS

*Hoimar von Ditfurth (1921 - 1989) war Professor für Psychiatrie und Neurologie in Würzburg und Heidelberg.
Das Bewußtsein ist ein Wissen um unsere Vorstellungen.
Immanuel Kant

Knurro_Knurreck
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Beliebigkeit und Relativismus,

Beitrag von Knurro_Knurreck » 04.11.2007, 11:46

das kommt mir irgendwie bekannt vor und zwar meine ich es aus der Antrittsrede Benedikts XVI, in der diese Eigenschaften im Zusammenhang mit dem Glauben negativ dargestellt wurde, zu kennen.

Es gilt aber mE nicht nur dort, sondern auch für allgemeine gesellschaftliche Normen und für Regeln des Zusammenlebens.
Mit meinen Worten: Wenn alles gleichgesülzt wird hat nichts mehr Bedeutung.

mfG Knurro

gnadenlos
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So isses und so tut's

Beitrag von gnadenlos » 04.11.2007, 12:29

... wenn man sich schneidet, dann blut's.

Wer sich nicht integrieren kann oder will, hat nichts in anderen Kulturkreisen zu suchen. Um die eigene Identität und Kultur zu wahren und zu festigen, ist es unumgänglich, die andere Identität und Kultur an ihrem jeweils angestammten Platz zu akzeptieren und zu respektieren.
Kein einfacher Satz; und keine einfache Sache, gell :lol:

Gruß
gnadenlos

PS: Bemerkenswert finde ich, dass Ditfurths Tochter Jutta eine ganz andere Richtung eingeschlagen hatte.

nicita
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Interessante Gedanken!

Beitrag von nicita » 04.11.2007, 15:15

Muss ich mal drüber nachdenken :)

LG
nicita

gnadenlos
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Beitrag von gnadenlos » 04.11.2007, 18:21

In diesem Zusammenhang darf ich Uri Avnery (jüdischer Journalist, Schriftsteller und Friedensaktivist) zitieren:

"Professor Huntington hat bei der Ausarbeitung seiner These nicht besonders an uns gedacht. Seine Aufgabe war es, ein spezielles amerikanisches Verlangen zu befriedigen: die amerikanische Weltmacht benötigt immer einen wirklichen, weltweiten Feind, einen einzigen Feind, der alle Gegner der USA rund um den Globus einschließt. Die Kommunisten lieferten früher diesen Begründungszusammenhang – die ganze Welt wurde in die Guten (die Amerikaner und ihre Unterstützer) und die Bösen (die Kommunisten) aufgeteilt. Jeder, der gegen die amerikanischen Interessen war, war automatisch ein Kommunist – Nelson Mandela in Süd-Afrika, Salvador Allende in Chile, Fidel Castro in Cuba, während die Herren der Apartheid, die Todesschwadronen des Augusto Pinochet und die Geheimpolizei des Schah wie wir zur freien Welt gehörten."

Gruß
gnadenlos

DasWindspiel
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Beitrag von DasWindspiel » 04.11.2007, 20:12

gnadenlos hat geschrieben:In diesem Zusammenhang darf ich Uri Avnery (jüdischer Journalist, Schriftsteller und Friedensaktivist) zitieren:

"Professor Huntington hat bei der Ausarbeitung seiner These nicht besonders an uns gedacht. Seine Aufgabe war es, ein spezielles amerikanisches Verlangen zu befriedigen: die amerikanische Weltmacht benötigt immer einen wirklichen, weltweiten Feind, einen einzigen Feind, der alle Gegner der USA rund um den Globus einschließt. Die Kommunisten lieferten früher diesen Begründungszusammenhang – die ganze Welt wurde in die Guten (die Amerikaner und ihre Unterstützer) und die Bösen (die Kommunisten) aufgeteilt. Jeder, der gegen die amerikanischen Interessen war, war automatisch ein Kommunist – Nelson Mandela in Süd-Afrika, Salvador Allende in Chile, Fidel Castro in Cuba, während die Herren der Apartheid, die Todesschwadronen des Augusto Pinochet und die Geheimpolizei des Schah wie wir zur freien Welt gehörten."

Gruß
gnadenlos

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