Zwischenmenschliche Kommunikation

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nicita
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Zwischenmenschliche Kommunikation

Beitrag von nicita » 12.04.2008, 12:07

Kommunikation.. einerseits ganz leicht, und doch so schwierig und kompliziert.

Ich möchte dieses Thema gerne hier ansprechen, weil ich es für ausgesprochen wichtig erachte, ein Bewusstsein für die eigene Art der Kommunikation und des Verständnisses zu haben. Auch zu sehen, was mit den eigenen versandten Nachrichten, und den von anderen empfangenen eigentlich passiert.

Jeder von uns kommuniziert tagtäglich.. aber wissen wir eigentlich, was wir wirklich aussenden? Können wir sicher sein, dass wir Nachrichten "richtig" empfangen? Sind wir uns bewusst, dass wir Nachrichten auch entsprechend unseres Verständnisses und unserer emotionalen Situation beim Empfang interpretieren und filtern? Und entsprechend verklausuliert und codiert auch Nachrichten senden?

Es gibt immer mehrere Möglichkeiten, was man aus jeder Nachricht herauslesen/hören kann.

1. Auf der Sachebene - welche Information enthält die Botschaft
2. Apell - wozu man jemanden veranlassen möchte
3. Selbstkundgabe - was von der Person zu erkennen gegeben wird
4. Beziehungsebene - wie man zu seinem gegenüber steht, welche Emotionen reinspielen.

Mal ein sehr einfaches Beispiel zum Einstieg.

Der Chef kommt in die Firma, und sagt:

"Wir hinken unserem festgestecktem Ziel eine Woche hinterher!"

Was kann der Mitarbeiter/Empfänger mit dieser Nachricht alles anfangen? Nun.. er kann folgendes hören:

1. Sachebene - Verzögerung bei der Einhaltung von Zielen
2. Apell - Wir müssen schneller arbeiten
3. Selbstkundgabe - ich mache mir Sorgen, dass wir nicht fertig werden
4. Beziehungsebene - ich habe mich darauf verlassen, dass wir unsere Ziele einhalten (im Grunde Vorwurf!)

Wir haben nun freie Auswahl, welche der vier Nachrichten wir hören wollen. Nehmen wir an, wir hören die Selbstkundgabe, so könnte die Reaktion so aussehen... "Chef, machen Sie sich keine Sorgen, wir geben Gas, und kriegen das schon hin!", oder auf der Beziehungsebene: "Ich habe Tag und Nacht gearbeitet, und werde nun als faul hingestellt, das ist nicht fair!"

Je nach dem, wie die Nachricht ankommt, gestaltet sich der darauffolgende Gesprächsverlauf.

Je nachdem, wie unsere eigene emotionale Situation ist, wird es uns nicht immer gelingen, die Botschaft, die der Sender uns sendet, so zu verstehen, wie er sie wirklich meint. Daher gibt es nur eine Möglichkeit, das heraus zu finden :) Indem man bspw. hinterfragt, bevor man völlig eingeschnappt ist :)

Soviel mal bis hier hin :) Fortsetzung garantiert :)

LG
nicita

Sonnerl
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Beitrag von Sonnerl » 12.04.2008, 12:34

Hallo Nicita,

ich verstehe was du meinst!

Die Art und Weise wie wir hier alle kommunizieren ist die denkbar Schlechteste.

Es gibt einige wichtige Kriterien der Kommunikation die hier naturgemäß schlichtweg fehlen. Zu einer "gesunden" Kommunikation gehört nicht nur, daß eine Botschaft übermittelt wird. Damit eine Botschaft auch richtig verstanden wird, wäre es von Vorteil sich zu kennen, bzw. schon einmal gesehen zu haben. Die Körpersprache ist auch nicht sichtbar. Ein ungeheuer wichtiger Faktor der Kommunikation, ebenso wie die Akustik. Der Klang einer Stimme, die Phonetik, die jeweilige Betonung, Pausen in der Sprache, Dialektik, dies alles fehlt und läßt sich durch die reine Schriftform der Kommunikation kaum ersetzen und führt fast zwangsläufig zu Mißverständnissen, da eben einige wichtige Teile der Kommunikation fehlen.

Ich denke mal, wenn man sich z.B. schon mal gesehen hätte, würde in manchen Foren einiges anders laufen.

Gruß Sonnerl

nicita
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Hallo Sonnerl,

Beitrag von nicita » 12.04.2008, 12:54

sicherlich.. hier fällt einiges weg. Gerade das nonverbale in der Kommunikation ist ein wesentlicher Faktor. Aber, dass es auch in Foren möglich ist zu kommunizieren und sich "kennenzulernen" und auch zu lernen, wie der gegenüber kommuniziert, und wie er codiert und decodiert, beweisen wir in unserem geschlossenen Forum, wo das doch erstaunlich gut funktioniert. Nachdem die User im geschlossenen Teil, sich nun teilweise bereits seit 2-3 Jahren, und mehr, schon schreiben, ist eine Basis vorhanden, auf der es sich auch diskutieren lässt. Wichtig sind dabei natürlich auch gewisse Regeln, die von einzelnen dann auch mehr oder weniger eingehalten werden, sowie eventuell ähnlich geartete Umgangsformen und Werte.

Ich finde Foren sind eine ausgezeichnete Möglichkeit, für persönliches Wachstum im Bereich der Kommunikation, gerade, weil vieles wegfällt... d. h. Hinterfragen ist so wichtig wie nie!

Mir geht es aber gar nicht so explizit um die Kommunikation in Foren, sondern ganz allgemein im zwischenmenschlichen Bereich. Mir geht es darum bewusst zu machen, dass wir uns nicht auf unsere eigenen Interpretationen verlassen dürfen.

Ganz interessant ist für die Kommunikation der Zusammenhang zwischen unserem Sprach-, und unserem Wissenspeicher, der bei jedem Menschen unterschiedlich ist.

Wenn man also zugrunde legt, dass jeder Mensch einen anderen Sprach- und Wissensspeicher hat, ist es logisch zwingend, dass wir unsere Nachrichten unterschiedlich kodieren und dekodieren und es zwangsläufig auch zu Verständnisschwierigkeiten kommt, es keine "perfekte" Übermittlung von Botschaften gibt! Wenn man sich dessen bewusst ist, kann man an seiner Art und Weise zu kommunizieren arbeiten :)

LG
nicita
Zuletzt geändert von nicita am 12.04.2008, 13:04, insgesamt 1-mal geändert.

nicita
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Allerdings möchte ich hinsichtlich des

Beitrag von nicita » 12.04.2008, 12:58

geschlossenen Forums noch etwas anmerken, was sicherlich auch Einfluss auf die Entwicklung hatte:

Im geschlossenen Teil unseres Forums wissen wir größenteils, wie der gegenüber aussieht.. Hat man zum Beispiel neben der Nachricht ein freundlich lächelndes Bild der Person im Avatar, empfängt sich die Nachricht ganz anders.. sie ist nicht mehr so anonym, wird dadurch persönlicher. Ich glaube das ist kein unwesentlicher Faktor.. spielt einfach rein! Man ist möglicherweise seinem Gegenüber wohlgesonnener.

LG
nicita

gnadenlos
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Beitrag von gnadenlos » 12.04.2008, 13:17

Kommunikation ist ein Teil der persönlichen Entwicklung, also erlernbar. :)

Gruß
gnadenlos

nicita
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Stimmt...

Beitrag von nicita » 12.04.2008, 13:45

gnadenlos hat geschrieben:Kommunikation ist ein Teil der persönlichen Entwicklung, also erlernbar. :)

Gruß
gnadenlos
allerdings ist das Lernen darüber so unendlich wie das All :) Man hört nie auf zu lernen, wenn man es lernen will :)

Ich habe meinen Lieblingsautor ja schon des öfteren erwähnt, möchte es aber an dieser Stelle wieder tun: Paul Watzlawick!

Eines meiner liebsten Bücher von ihm ist: Wie wirklich ist die Wirklichkeit?

Kann ich jedem empfehlen, der sich für die Thematik der Wahrnehmung und auch der Kommunikation interessiert. Man stolpert von einem Aha-Effekt zum nächsten und kann es immer und immer wieder in die Hand nehmen.

Wer leichtere Kost bevorzugt, dem sei: "Anleitung zum Unglücklichsein" wärmstens empfohlen!

LG
nicita

PS: Ich habe natürlich noch sehr viel mehr Bücher von ihm, auf die ich vielleicht noch verweisen werde.

nicita
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Was bei der Kommunikation sehr reinspielt ist

Beitrag von nicita » 12.04.2008, 13:52

- wie ich finde - der Selbstwert, den ein gegenüber hat.

Um mal ein Beispiel zu nennen:

Hat jemand einen Minderwertigkeitskomplex, bzw. einen sehr schlechten Selbstwert, wird er immer auf der Beziehungsebene reagieren, auf diesem "Ohr" hören, sich beleidigt fühlen, was Auseinandersetzungen einen gewissen Sprengstoff gibt und Kommunikation erschwert.

Kam mir eben in den Sinn. :roll: Könnte auch falsch sein.. sagt es mir! ;)

LG
nicita

nicita
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Was mir persönlich in diesem Zusammenhang

Beitrag von nicita » 12.04.2008, 14:05

größere Probleme bereitet ist, wenn sich mein gegenüber einer Auseinandersetzung entzieht, nicht kommunizieren möchte. Allerdings ist das auch Kommunikation, was sich wohl vielen der Kenntnis entzieht.

Paul Watzlawick, der leider kürzlich verstorben ist sagte:

Man kann nicht nicht kommunizieren! Auch Verhalten ist Kommunikation! :)

Darüber kann man nachdenken :)

LG
nicita

gnadenlos
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Beitrag von gnadenlos » 12.04.2008, 14:14

Der gute Paul deutet darauf hin, dass es "gute" und "weniger gute" Kommunikation gibt. ;)

Ein gewisses Mindestmaß an Selbstwert ist die Grundvoraussetzung für eine erfolgreiche Kommunikation. Aus diesem Grund ist es wichtig, zunächst seinen eigenen Selbstwert zu festigen und sich somit entsprechend zu motivieren.

Ob Persönlichkeits-, Motivations- oder Kommunikationstraining u.ä.m.: Das Lesen von Büchern und das Anschauen von Videos allein kann nur ein erster Schritt (bzw. eine ständige Begleitung) im Lernprozess sein. Man muss dieses Training auch leben. Seminare bei entsprechenden Trainern erleichtern das Lernen.

Gruß
gnadenlos

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Sicher gl,

Beitrag von nicita » 12.04.2008, 14:20

und doch ist Lesen ein wichtiger Schritt zu der Erkenntnis, dass da "mehr" ist :) Ein Schritt zur Bewusstseinsmachung :)

Man kann sich nur mit Dingen beschäftigen, von denen man weiß, dass sie vorhanden sind ;)

LG
nicita

Beelzebub
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Beitrag von Beelzebub » 12.04.2008, 14:23

und was ist mit der sogenannten "Lebenserfahrung" spielt die dabei
nicht auch eine große Rolle :roll:




BB
Als Gott mit dem Affen unzufrieden war , schuf er den Menschen .

Anschließend unternahm er keine weiteren Versuche . Er sah ein , daß es keinen Sinn hatte

nicita
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Doch,

Beitrag von nicita » 12.04.2008, 14:30

Beelzebub hat geschrieben:und was ist mit der sogenannten "Lebenserfahrung" spielt die dabei
nicht auch eine große Rolle :roll:




BB
sicher.. man sammelt eben seine Erfahrungen.

Allerdings halte ich gar nichts davon, wenn man aufgrund seiner Erfahrungen bereits im Vorfeld Behauptungen aufstellt, anstatt zu kommunizieren.

Beispiel:

Schlechte Erfahrung mit einem Ausländer (einfach nur mal ein Beispiel) und man dann auf alle schließt, anstatt mit dem einzelnen - dem, den man gegenüber hat - zu "reden", zu kommunizieren, weil es ja sowieso "so und so" ist. hmm..also im Moment weiß ich ehrlich nicht, wie ich das transportieren soll, was ich meine... da ist sozusagen mein Sprachspeicher gefragt, der momentan hinkt. Ich mache mir mal Gedanken dazu.

Sprich: Erfahrung ersetzt Kommunikation nicht!

LG
nicita

gnadenlos
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Beitrag von gnadenlos » 12.04.2008, 14:34

Beelzebub hat geschrieben:und was ist mit der sogenannten "Lebenserfahrung" spielt die dabei
nicht auch eine große Rolle :roll:




BB
Natürlich. Aber sie muss kommuniziert werden.

Das Problem ist, dass viele Menschen zu wenig oder nicht richtig kommunizieren.

Gruß
gnadenlos

nicita
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Erfahrung kann auch ein Fallstrick sein...

Beitrag von nicita » 12.04.2008, 14:37

das Unterbewusstsein lernt auch negative Dinge durch Erfahrung, und speichert diese. Diese können uns zu Fall bringen.

Ich nehme mal ein Beispiels aus Watzlawicks Buch "Anleitung zum Unglücklichsein".

Ein Mann möchte ein Bild aufhängen, stellt aber fest, er hat keinen Hammer. Er beschließt seinen Nachbarn darum zu bitten. (wenn ich das jetzt nicht 100%ig wiedergebe, nicht übel nehmen.. ich habe das so gespeichert - in meinem Hirn ;)-, wenn aber jemand möchte, hole ich das Buch mal raus, und erzähle es ganz genau! ;))
Jedenfalls fängt er an zu Grübeln, und erinnert sich an seine letzte Begegnung mit seinem Nachbarn im Treppenhaus, wo dieser ihn nur flüchtig grüßte. Während der Mann sich auf den Weg macht, steigert er sich immer mehr in die Idee rein, sein Nachbar habe vielleicht etwas gegen ihn. Als er dann beim Nachbarn ankommt ist er sicher.. der Nachbar will ihm bestimmt den Hammer nicht leihen. Also klingelt er, und sagt seinem verdutzten Nachbarn, dass er doch seinen blöden Hammer behalten soll. :)

Wir sind also auch immer ein wenig Opfer unserer Erfahrung und unserer Gefühle :)

LG
nicita

nicita
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Anders gesagt..

Beitrag von nicita » 12.04.2008, 14:39

wir sind durch unsere Erfahrungen oftmals voreingenommen, anstatt einfach neutral nachzuhaken :)

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